Die Entwicklung des ESV-Prenzlau

Die nachstehend ausgeführte Vereinschronik wurde von Christin Reiß im Rahmen Ihrer schriftlichen Arbeit "Leistungsorientiertes Tischtennis" recherchiert und verfasst.

Die Sektion Tischtennis in Prenzlau wurde im Herbst 1949 von einigen Eisenbahnern (es sollen 11 Männer gewesen sein) gegründet. Sie war eine Abteilung der damaligen Betriebs-Sportgemeinschaft (BSG) Lokomotive Prenzlau, die bereits im Spätherbst 1946 gegründet wurde und die Sektionen Fußball und Kegeln umfasste.

 

Im November 1954 gehörten ca. zehn Damen, etwas mehr als 20 Herren und einige Jugendliche zur Sektion Tischtennis. Ab diesem Zeitpunkt wurde eine zielstrebige Arbeit mit dem Nachwuchs eingeleitet. In den folgenden Jahren wurde Tischtennis in Prenzlau zu einer gesuchten und geachteten Sportart.

 

Im Jahre 1958 trainierten bereits mehr als 50 Jugendliche in der Sektion. Das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen war sehr ausgeglichen.

Zunächst gab es erste Medaillengewinne bei den Kreis- und Bezirksmeisterschaften. 1959/60 war die Spitze im Tischtennissport des Bezirks Neubrandenburg erkämpft. Durch eine kontinuierliche Arbeit in den 1960er Jahren begann sich die Sektion nach über zehn Jahren im ehemaligen DDR-Maßstab einen Namen zu machen.

 

1962 qualifizierten sich erstmalig junge Aktive aus Prenzlau für die Teilnahme an der DDR-Mannschaftsmeisterschaft. Die Jungenmannschaft mit Michael und Bernd Sielmann, Rolf Wieczorek, Wolfgang Köhn und Klaus Brusch belegte in der AK 14 und jünger einen beachtlichen dritten Platz.

 

1964 nahm zum ersten Mal ein Prenzlauer, der 16-jährige Bernd Sielmann, an einer DDR-Jugend-Meisterschaft teil. Er hielt sich gut, blieb aber noch unplatziert. In den folgenden Jahren waren Schüler und Jugendliche aus Prenzlau regelmäßig unter den ersten sechs bei Deutschen Meisterschaften zu finden, aber nie auf dem höchsten Treppchen. Einige Jahre hindurch schien es, als strebe Lok Prenzlau nur mit dem männlichen Nachwuchs zur DDR-Spitze.

 

1968 änderte sich das Blatt erheblich. Schüler und Schülerinnen der Altersklasse bis zu 14 Jahren erreichten bei den Mannschaftsmeisterschaften die Endrunde der besten acht Teams der DDR. Die Prenzlauer Jungen (Uwe Alexander, Lothar Schubert, Arno Gnauck, Hans-Joachim Feder) belegten den dritten Rang. Die Mädchen (Claudia Sielmann, Ursula Selle, Angelika Eichmann, Christina Wessolowski, Diana Rösler) holten den ersten DDR-Meister-Titel nach Prenzlau. Das war der Beginn einer Erfolgsserie des Tischtennis in Prenzlau.

 

1969 nahm die erst 13-jährige Claudia Sielmann an der Internationalen DDR-Tischtennis-Meisterschaft in Potsdam teil. Die Einladung zu diesem Turnier war der Lohn für bisher erreichte Erfolge. Sie wäre erste bei den Schülerinnen in der DDR-Rangliste gewesen, hätte zur Spitze bei den 14- bis 18-jährigen gehört und hätte mit großem Erfolg bei den Damen in der DDR-Liga gespielt.(Claudia UND DIE ANDEREN. Ein Besuch im Tischtennis- Leistungszentrum von Prenzlau, Freie Erde (10.03.1969), S. 6)

 

Der Tischtennisverband der DDR wurde in den 1960er Jahren auf Prenzlau aufmerksam. Am 15. November 1968 übergab er der TT-Sektion die Berufungsurkunde zum Jugendleistungs-zentrum.

 

Im Jahre 1969 zählte die TT-Sektion 120 Mitglieder, davon 80 Jugendliche. Die Mitglieder spielten in 22 Mannschaften, die regelmäßig dreimal in der Woche trainierten.

 

1978 hatte die Tischtennissektion 108 Mitglieder. Es gab jeweils drei Mannschaften bei den weiblichen und männlichen Kindern und Jugendlichen, fünf Damen-vertretungen, von denen zwei in der Oberliga und zwei in der DDR-Liga spielten sowie zwei Herrenmannschaften. Das waren insgesamt 19. Ihnen standen fünf Übungsleiter zur Seite.

 

Der Siegeszug, der 1968 mit dem Meistertitel der Schülerinnen begann, dauerte über 21 Jahre − von 1968 bis 1989. Den Meistertitel in der Mannschaft holten sich die Mädchen bis 1989 noch weitere vierzehnmal, nur dreimal gab es den zweiten oder dritten Platz in der Altersklasse.

 

1973 gelang Prenzlau erstmals der Gewinn der DDR-Mannschaftsmeisterschaft bei den 15- bis 18-jährigen Mädchen durch Christiane Köhn, Sabine Kohn, Bertraud Reddemann, Diana Rösler und Claudia Sielmann. Dieser Titel eines DDR-Mannschaftsmeisters der Jugend wurde 1985 zum 13. Male in ununterbrochener Folge gewonnen. „Letzter großer Erfolg 1989: Meister- und Vizemeister durch Lok Prenzlau I und II bei der letzten DDR-Mannschaftsmeisterschaft der AK 15/18 im weiblichen Nachwuchsbereich. (Die großen Erfolge für das Prenzlauer Tischtennis: 43 Prenzlauer errangen 235 Goldmedaillen Uckermark Kurier (28.02.1991)

 

1981 holten sich die Prenzlauer Damen (Diana Flach, Sabine Kohn, Katrin Lemke, Ute Lindow, Conny Sauermann, Kerstin Juwig) zum ersten Mal den DDR-Mannschaftsmeistertitel. Alle Damen dieser erfolgreichen Mannschaft gehörten zu den Teams jener Meistermannschaften bei den Kindern und Jugendlichen. Erfolg der Prenzlauer Damen erwies sich damit als das Ergebnis einer kontinuierlichen wie erfolgreichen Arbeit mit dem Tischtennisnachwuchs. Im Einzel sah die Erfolgsbilanz der Sektion Tischtennis nicht anders aus.

 

Von 1969 bis 1979 errangen die Mädchen in der AK 12 und jünger siebenmal und in der AK 13/14 viermal den DDR-Meistertitel im Einzel. In der AK 15/18 gab es 1974 den ersten Einzelmeistertitel durch Diana Rösler für Prenzlau und dann noch weitere fünf Titel in Folge. Ebenfalls zahlreiche Meistertitel gab es in den verschiedenen Doppelkonkurrenzen.

 

Auch in den folgenden zehn Jahren von 1979 bis 1989 wurden unzählige Goldmedaillen erkämpft. „Von 1969 bis 1989 war diese Prenzlauer Tischtennisgruppe im Nachwuchssport die mit Abstand erfolgreichste Abteilung auf dem Gebiet der Ex-DDR. […] 43 Prenzlauer Tischtennissportler gewannen 235 Goldmedaillen bei offiziellen Meisterschaften der Ex-DDR − eine einmalige Bilanz.“ (Die großen Erfolge für das Prenzlauer Tischtennis: 43 Prenzlauer errangen 235 Goldmedaillen, Uckermark Kurier (28.02.1991)Prenzlau wurde ohne Unterbrechung in diesen 21 Jahren als deutlich erfolgreichster DDR-Nachwuchs-Stützpunkt ausgezeichnet. In einem Zeitungsartikel von 1991 hieß es weiter: „Dieser Nachwuchs war im weiblichen Nachwuchsbereich so stark, daß (!) es in den Jahren 1983 - 1986 sogar zum Damen-Oberliga-Sieg und zum Pokalgewinn der Damen im DTTV reichte.“ (23 ebd.)

 

Prenzlau stellte auch Nationalspieler, die u.a. in Korea, China, Moskau, Bulgarien und Rumänien zum Einsatz kamen. Namen wie Diana Rösler, Conny Sauermann, Christiane Köhn, Sabine Kohn und Ute Lindow schrieben Tischtennisgeschichte.

 

Nach der Wende wurde der Name „BSG Lokomotive“ 1990 durch „Eisenbahner-Sportverein“ (ESV) ersetzt. Neben Tischtennis zählen zum ESV Prenzlau e.V. Fußball, Basketball, Angeln, Kegeln und Gymnastik. Die TT- Abteilung des ESV Prenzlau eroberte nach der deutschen Wiedervereinigung schnell die Spitzenstellung beim Nachwuchs und bei den Damen im Land Brandenburg. Sie war nach der Wende bis Juli 2009 Landesleistungsstützpunkt in Brandenburg.

 

1992 wurde die Tischtennisabteilung des ESV Prenzlau für seine zielstrebige, leistungsorientierte Nachwuchsarbeit mit dem „Grünen Band der Dresdener Bank“ ausgezeichnet. Die jungen TT-Sportler nahmen die Skulptur „Grünes Band“ und eine damit verbundene Förderprämie in Höhe von 10 000 DM (zur damaligen Finanzlage eine gute finanzielle Spritze) entgegen. Damit wurde der Einklang von Breiten- und Leistungssport gewürdigt und unterstützt. In der Dankesrede von Herrn Sielmann hieß es: „Wir wollen beweisen, daß (!) wir der Auszeichnung würdig waren.“ (Gehrmann, Armin/ EB: Ein großer Tag für den ESV, Uckermark Kurier (12.03.1992) Die Prämie wurde sinnvoll verwendet. Es wurde eine neue Ballauswurfmaschine gekauft. Die Kinder und Jugendmannschaften erhielten (bei persönlicher Kostenbeteiligung) einheitliche Wettkampfbekleidung und Wettkampffahrten wurden abgesichert. Das „Grüne Band der Dresdener Bank“ war die erste Auszeichnung im gesamtdeutschen Sport für den ESV und war eine weitere Motivation für die Kinder und Jugendlichen des Vereins.